GOLFMARATHON – WELTREKORD

Tee 1 gesperrt

Zur Einstimmung: Der RSH-Vorbericht vom 05.08.2022

Es wurde ernst!

Da war er nun: Der wohl bisher sportlich wichtigste und herausfordernste Zeitpunkt meines bisherigen halbjungen Lebens. Der Weltrekordversuch im Golfmarathon stand an. Vom 5. August bis 6. August 2022 wollte ich länger als 24 Stunden lang Golf spielen und somit den bisherigen Weltrekord im Golfmarathon von 24 Stunden überbieten.

Speziell für diesen Moment hatte ich mich über Monate vorbereitet. Seit Oktober 2021 drehte sich im Grunde alles nur noch um diesen Golfmarathon. Trainingsvorbereitung, Organisation mit dem Golfpark Weidenhof, Sponsorensuche für Carts, Golfbälle, Eventkleidung usw, sowie die Absprachen mit dem Rekordinstitut Deutschland, die meinen Weltrekord am Ende offiziell bestätigen mussten. Dazu gehörte unter anderem auch, dass ich während meiner Aktion rund um die Uhr Zeugen benötigte. Erschwerend kam hinzu, dass ich meinen Versuch aus Gesundheitsgründen vom Juni in den August schieben musste. Das war gar nicht so einfach, schließlich war Ferienzeit und viele Leute waren im Urlaub. Am Ende meiner Organisation war ich glücklich, dass ich ein Team von 14 Leuten zusammenstellen konnte zzgl. meiner Familie, die mich allesamt intensiv unterstützten. Dabei waren Freunde vom örtlichen Lionsclub, Winfried und Thomas, die extra für diese zwei Tage aus München angereist waren, sowie begeisterte Golfer aus meiner Instagram-Community, nicht zu vergessen Stephan Türkis, auf den ich seit dem letzten Jahr mit meiner 101-Lochchallenge immer zählen kann, wenn ich eine ungewöhnliche Idee im Kopf habe. Des Weiteren habe ich parallel zu meinem Weltrekordversuch Spenden für die NCL-Stiftung sowie für den Lionsclub Ellerbek Rellingen gesammelt, um dem Ganzen noch einen sinnvollen Rahmen zu geben.

Am 5. August stand ich mit Sack und (Golf-)Pack pünktlich um 12 Uhr auf der Anlage im Golfpark Weidenhof. Ich war gut ausgeschlafen und fühlte mich fit. Extra für diese zwei Tage hatte ich mir vorher und die Woche danach Urlaub genommenen, um mich auf die zwei bevorstehenden Tage zu fokussieren. Auch meine ersten Begleitungen/Zeugen für die nächsten Stunden waren eingetroffen und machten sich mit dem Ablauf der nächsten Zeit vertraut.

Leider fing es dann um 12:30 Uhr an zu regnen. Zum Glück hatte die Wettervorhersage lediglich einen Schauer von ca. 15-30 Minuten vorhergesagt. Das war jetzt nicht super prickelnd, aber ich ließ mir die Laune nicht verderben. Ganz im Gegenteil, je näher der Zeitpunkt zum ersten Abschlag kam, desto wurde die Anspannung. Ich war langsam auf meinen Start fixiert, so dass ich den Regen erst einmal gar nicht störend wahrgenommen hatte. Wir packten gemütlich meine Schläger ins Begleitcart, das ich dankenswerterweise von der Cart Care Company gestellt bekommen hatte und füllten es mit Getränken, ein paar kleinen Snacks sowie den Protokollen und Dokumenten, die für die Anerkennung des Weltrekords benötigt wurden. Gegen 13:50 Uhr verließ ich mein Basislager, um gemächlich an die Startposition zu gehen. Trotz des Regens, der einfach nicht enden wollte, waren immerhin ca. 15 bis 20 Leute gekommen, um den Startschuss mitzuerleben. Was für ein tolles Gefühl! Sogar meine Eltern hatten sich, wie bei meinen Aktionen in den letzten beiden Jahren, auf den Weg gemacht. Das war ein netter Rahmen und eine tolle Unterstützung. 

Um 13.55 Uhr setzte ich meinen Ball aufs Tee, machte ein paar Probeschwünge und dehnte mich noch etwas. Meine ersten Begleiter Stephan und Norbert hatten es sich schon im Cart bequem gemacht und gingen in Position!

Die letzten Sekunden bis zum Start wurden dann von allen Begleitern und Zuschauern heruntergezählt und mit dem Ertönen der Sirene machte ich meinen ersten Abschlag und setzte mich mit einem fröhlichen „Bis morgen!“ in die Runde in Bewegung. Nun gab es kein zurück mehr und eine Menge Schläge, Bahnen und Stunden standen mir bevor. Was für ein Glücksgefühl, ich konnte nun stundenlang meinem Hobby frönen. Da gibt es doch wirklich Schlimmeres!

Ich startete mit soliden 5 Schlägen an Bahn 1, erlebte meinen Tiefpunkt bereits an Bahn 5 mit sage und schreibe 11 Schlägen. Das war mir vorher noch nie passiert. Schlechter war ich selbst in der Nacht mit den LED-Bällen nicht. Ok, es dauerte etwas, bis ich meinen Rhythmus fand. Aber immerhin, um 15:30 Uhr mit Beendigung der Bahn 12 hörte es auf zu regnen. Die Sonne kam raus und ich verrate jetzt schon, dass mich bis zum Ende meiner Challenge beste Wetterbedingungen begleiteten. An Bahn 17 fand der erste Wechsel meiner Zeugen statt. Wie beim Staffellauf, wurde das Cart und die wichtigsten Informationen übergeben, während ich mich davon nicht beirren lassen durfte und weiterspielen musste. Der Wechsel von Norbert und Stephan auf meine Münchener Freude Winfried und Thomas verlief perfekt und ohne Zeitverzögerung!

Erstaunlich war, dass ich die ersten 18 Loch bereits nach 2:12 Stunden beendete. Meine Begleiter redeten immer wieder auf mich ein, dass ich viel zu schnell laufen würde und meine Kraft besser einteilen müsste. Winfried: “Man nun mach mal halblang, Du bist doch so in zwei Stunden fix und fertig.” Doch ich fand in meiner Geschwindigkeit zu meinem gleichmäßigen Spiel.

Erst nach 27 Bahnen, um 17:18 Uhr machte ich meine erste Pause. Mir standen ja pro Stunde 5 Minuten zu, so dass ich nun eine Viertel Stunde hätte pausieren können. Doch bereits nach acht Minuten hatte ich Hummeln im Hintern und wollte schon wieder weiter. Die Zeit, die ich nicht in Anspruch genommen habe, konnte ich mir für spätere Pausen ansammeln. So konnte ich mir für die Nacht oder wenn etwas Unvorhergesehenes passieren würde, etwas Puffer aufbauen. Im zweistündigen Rhythmus folgte nun der zweite Wechsel meiner Begleitcrew. Auch dieser Wechsel bei der Cartübernahme verlief reibungslos. Ab 18 Uhr übernahmen Tine und Gerd das Protokoll und Cartlenkrad. Überhaupt muss ich an dieser Stelle ein großes Lob und Dankeschön an alle Beteiligten aussprechen. Das Engagement und dass diese Aktion von wirklich ALLEN so ernst genommen wurde und auf jeden Verlass war, war wirklich groß- und einzigartig! Ich habe etwas daran gezweifelt, dass alle Übergaben so gut funktionieren würden. In der Vorbereitung hatte ich die Cartübergabe von einem Begleiterteam zum anderen an speziell ausgemachten Übergabepunkten, sowie Corona-Ausfälle als Gefahr für die letztendliche Anerkennung meines Weltrekords ausgemacht. Aber es lief alles reibungslos, ja fast schon professionell!

An Loch 49, um 20:22 Uhr, war es soweit. Nach 6:22 Stunden, schlug ich an der Bahn 13 (ein Par 3) mein erstes Birdie! Hurra, da klingelt die Kasse! Denn mein Sponsor, das GolfHouse, hat für jedes Birdie 50,- Euro für die NCL-Stiftung zugesagt! Es hat lange gedauert, doch nun ist der Knoten geplatzt und ich hoffte, dass noch viele weitere Birdies folgen würden. So zog ich dann bis 21:10 Uhr meine Bahnen.

Nach Bahn 54 nahm ich rückblickend meine längste Pause. Ich gönnte mir 25 Minuten Ruhe und wurde mit Nudeln und einem Glas Weißwein, vom Winzer Schäfer persönlich gereicht, verwöhnt. Denn mein Glück war, dass nebenan das jährliche Weinfest in der Weidenhof-Gastro stattfand. Ich glaube, das mit dem Weinfest fanden auch meine Rundenzeugen ganz cool. Hin und wieder sah man dort vereinzelt jemanden, der oder die sich unter das Eventvolk mischte.

Mittlerweile verspürte ich einen leichten Schmerz um das linke Schienbein. Dabei waren doch noch nicht einmal 8 Stunden gespielt. Ich nahm vorsichtshalber eine Schmerztablette und hoffte, gut durch die Nacht zu kommen. Gegen 21:35 Uhr machte ich mich wieder auf die Bahn. Die Lichtverhältnisse wurden schon etwas schwieriger. Und gegen 22 Uhr wechselte ich von meinen vom GolfHouse gespendeten Bällen zu den von Golfball-UHU unterstützten LED-Bällen. Ich muss zugeben, die Bälle sind mal für eine Gaudi-, Abend- oder Nachmittagsrunde im Winter ganz ok, aber meinem Spiel haben sie nicht wirklich positive Impulse verliehen. Aber cool, dass ich sie dabei hatte.

Seit 20 Uhr hatte ich Olaf und Stephan an meiner Seite, die mich mit frechen, witzigen und aufmunternden Sprüchen immer wieder vorantrieben. So verging die Zeit sehr unterhaltsam und schnell. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie die beiden das mit mir empfunden haben, aber das war mir in dieser Nacht nicht wirklich wichtig? Ich lieferte sportliche Unterhaltung.

Nach 12,5 Stunden machte ich gegen 2:35 Uhr meine 3. Pause, die aber auch nur 10 Minuten dauerte. Tatsächlich nutzte ich diese kurze Zeit lediglich für eine Massage meines Schienbeins und einer weiteren Schmerztablette. Die Schmerzen wurden stärker und es fiel mir etwas schwerer, mich ausschließlich auf mein Spiel zu konzentrieren. Ich diagnostizierte für mich eine Muskelzerrung/-verspannung. War ich vielleicht doch zu schnell unterwegs oder vielleicht nicht gut genug trainiert?

 

Ich war an Loch 90 angekommen und war diesmal deutlich schneller als im vergangenen Jahr, als ich für 100 Bahnen über 15 Stunden benötigt hatte. Die 100 Loch hatte ich nun nach 14:18 Stunden erreicht! Mit Kai und Sven feierte ich das 100. Loch noch im Dunkeln um 4:18 Uhr.

Kai, Sven und ich an der regulären 10 um 4:18 Uhr

Dann ging ja auch schon bald die Sonne auf. Gegen 5:30 Uhr wurde es langsam wieder etwas heller. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich verspürte bis jetzt nicht den Hauch von Müdigkeit. Die besondere Aktion, ständig wechselnde Begleiter und die Lichtverhältnisse haben mich stets fokussiert und konzentriert gehalten, so dass gar keine Müdigkeit aufkam. Lediglich das linke Schienbein machte sich immer wieder mal bemerkbar. Das bereitete mir innerlich Sorge, habe ich aber für mich behalten.

Um 7:50 Uhr machte ich nach 126 Bahnen und insgesamt 743 Schlägen eine kleine Frühstückspause. Edeka Appel aus Ellerbek sponserte netterweise das Frühstück für meine Begleitungen und mich. Es gab lecker belegte Brötchen und ein paar süße Leckereien. Ganz lieben Dank dafür. Das war eine tolle Unterstützung!

Nun waren es „nur“ noch 6 Stunden, um den Weltrekord einzustellen. Mit der nun schon recht hoch stehenden Sonne bekam ich den nächsten Motivationsschub und ich war mir jetzt schon sicher: Ich werde es schaffen, den neuen Weltrekord aufzustellen!

Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass mich nun Freunde (Kai, Sönke, Thomas, Gerd usw.) aus dem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis begleitet haben. Mit Michael G. sogar jemand, der mir auf Instagram folgt und Freunde aus dem örtlichen Lionsclub Ellerbek Rellingen. Das habe ich als nicht selbstverständlich empfunden und mich umso mehr gefreut. So fühlte ich mich die nächsten Runden weiterhin bestens unterhalten. Hier ein lockerer Spruch, dort ein Witz, ich glaube, wir hatten alle viel Spaß auf den Runden. Für mich war es zumindest sehr kurzweilig.

Nach über 900 Schlägen machte ich kurz vor 12 Uhr meine letzte längere Pause. Naja, was heißt länger? Es waren wieder nur 15 Minuten, ehe es mich weiterzog. Hatte ich schon erwähnt, dass ich pro Stunde die Möglichkeit hatte, jeweils 5 Minuten Pause zu machen? Bei 26 Stunden hatte ich also auf 130 Minuten Pause Anspruch. Insgesamt hatte ich lediglich 73 Minuten verbraucht und somit leider 53 Minuten verschenkt. Doch das war mir am Ende dann ehrlich gesagt ganz egal.

Wichtig war für mich vor allem, dass ich mich um 13:58 Uhr, nach 169 gespielten Bahnen, an der regulären Bahn 8 einfand. Genau nach 23 Stunden und 58 Minuten nahezu ununterbrochenem Wandern über den Golfplatz. Ich war sehr gerührt, als sich um mich herum Manni, der Marshall, aber auch meine Freunde und vor allem meine Familie versammelten. Pünktlich um 14 Uhr ertönte durch Manni das „Weltrekordsignal“.

Wow, was für ein tolles und erhabenes Gefühl. Ein Hauch von Stolz durchzog meinen Körper. Ich wurde von allen einmal zum eingestellten Weltrekord in den Arm genommen und am liebsten hatte ich keinen mehr losgelassen. Doch nun galt es, mindestens noch 2 Stunden draufzulegen. Das war mein Ziel, das war mein Anspruch. Doch die Schmerzen im linken Bein wurden leider immer stärker. Ich versuchte, meinen Schmerz zu unterdrücken, denn nun halfen tatsächlich auch keine Schmerztabletten mehr. Ich versuchte, so durchzuhalten, dass ich zumindest die 26 Stunden erreichte und somit den Weltrekord um volle zwei Stunden zu verbessern. Um 13:30 Uhr erreichte ich die reguläre Bahn 1, von der ich am Vortag startete. Viele Freunde und Bekannte, sogar meine Eltern aus Itzehoe, wollten mich dort empfangen. Doch mein Ziel war noch nicht erreicht. Ich setzte Am Abschlag meinen Ball aufs Tee und zog weiter. Die Karawane folgte mir und zog bis zum Schluss am eingelochten Loch 4, bzw. der 184sten gespielten Bahn mit.

Ich war kaum noch in der Lage mein linkes Bein zu belasten und war wirklich froh und mehr als glücklich, als Manni den Golfmarathon mit einem langen Hornsignal beendete.

 

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was mich mehr gerührt hat. Dass so viele Menschen gekommen sind, um mich zu beglückwünschen oder dass ich mein großes Ziel erreicht hatte. Vielleicht die Mischung aus beidem.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen, die mich über den Platz begleitet haben, die extra aus München angereist sind, die mich in der Vorbereitung unterstützt haben, die mich aus der Ferne unterwegs mit WhatsApp-Nachrichten motiviert haben, die für die NCL-Stiftung und den Lionsclub Ellerbek Rellingen gespendet haben, von ganzem Herzen bedanken! Das war ganz, ganz großartig und ist kaum zu überbieten. Ihr alle seid klasse.

Am Tag danach durfte ich mit dem Radiosender RSH ein Kurzinterview führen.

Das Wichtigste in Kürze: DER WELTREKORD – DER LÄNGSTE GOLFMARATHON

Dauer: 26:30 Stunden

Länge: 76 km Fußweg

Anz. Schläge: 1.093

Anz. Bahnen: 184

Übrigens:

Ich bin leider am nächsten Morgen um 5 Uhr noch ins Krankenhaus gefahren. Das Schienbein wurde geröngt. Erste Diagnose: Schienbeinanbruch. Ich bekam Krücken und eine Unterschenkelmanschette. Meinem Lionsfreund Paul kam die Diagnose komisch vor. Er meinte, dass so ein Schienbein diese Anstrengung aushalten sollte und veranlasste 4 Tage später ein MRT. Neue Diagnose: zum Glück nur eine Knochenhautentzündung, alles halb so schlimm. Die Manschette und die Krücken konnten weg. Noch mal ein paar Tage später erhielt ich einen Termin beim Orthopäden. Der schaute sich die Bilder an, … Dritte Diagnose: Kompartmentsyndrom, mit dem Zusatz, dass ich angeblich sehr viel Glück gehabt habe, denn man hätte die angesammelte Flüssigkeit sofort nach der Anstrengung abfließen lassen müssen. So hatte ich mir den Ziellauf zwar nicht vorgestellt, aber es hat sich am Ende doch gelohnt.

Noch ein paar Impressionen:

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