Der Tag begann wundervoll. Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, herbstliche 8 Grad und einem sanften Weckton um 8 Uhr, den eigentlich im Urlaub niemand braucht!
Es sei denn: Es ruft ein interessanter Golfplatz!
Netterweise wurde vom Clubmanagement bedacht, dass ich von meinem Urlaubsort zum Club noch einige Zeit zu fahren hatte. Mir wurde im Golf Club St. Vigil eine Startzeit um 11:30 Uhr zugewiesen. Toll mitgedacht! Zudem hatte mich Frau Neumaier aus dem Club zu dieser Runde eingeladen. Sogar einen Einzelflight durfte ich belegen, um genügend Zeit zu erhalten, Bildmaterial für Instagram und meinen diesen Bericht zu produzieren.
Wir frühstückten ausgiebig und lecker, denn das Buffet im Hotel Marinis Giardino ist immer sehr vielfältig. Es bleiben einfach keine Wünsche offen – ein Traum für jeden Frühstücksgenießer. So viel Genusszeit blieb uns heute aber nicht, denn von Dorf Tirol bis zur Seiser Alm hatten wir gut eine Stunde bzw. 59km Autofahrt zurückzulegen.
Gut gestärkt, erreichten wir gegen 10:30 Uhr den Golfclub St. Vigil. Dieser Platz liegt zwischen Völs und Seis auf einer Höhe von ca. 850m am Fuße des Schlern. Der Parkplatz ist terrassenförmig in unterschiedlichen Parkbereichen angelegt und war heute nur spärlich besucht. Der Club lebt überwiegend von den zahlenden Urlaubsgästen, die Südtirol über das Jahr besuchen. Der Club selbst zählt lediglich rund 220 Mitglieder.
In St. Vigil bei Kastelruth angekommen, wurden wir bei frischen 8 Grad und immer noch wolkenlosem Himmel von Frau Neumaier am Empfang freundlich begrüßt. Ich kaufte meinen obligatorischen Logoball, erhielt mein Bagtag und eines von insgesamt 45 Carts zugewiesen. Meine Frau und ich schauten uns fragend an, denn mit einem kostenlosen Cart hatten wir nicht gerechnet. Das war eine schöne Überraschung, doch mit sportlichem Hintergedanken lehnten wir das Cart ab. Schließlich sind wir es aus Norddeutschland gewohnt, den Trolley manuell zu schieben und über den Platz zu laufen.
Wir schauten uns etwas auf der Anlage um. Die Übungsanlage lag jetzt noch etwas im Schatten. Sie ist kompakt und überschaubar, aber liebevoll ins Clubgelände eingebunden. Es eine Driving Range, von der man aus zwei Etagen abschlagen kann. Auf der unteren Ebene befinden sich 11 Abschlagsplätze, sowie 4 weitere für das Training mit der Pro Lindsay Irvine. Im ersten Stock gibt es 16 weitere Abschlagsmöglichkeiten. Direkt vor der Driving Range gibt es 2 Greens zum Putten, Pitchen und Chippen üben.
Wir machten für Instagram noch ein paar Fotos und begaben uns langsam zum ersten Abschlag. Es befanden sich noch zwei Damen vor uns und wir warteten. Dann begrüßte uns Othmar, der freundliche Starter und Marshall dieser wunderschönen Anlage. Offen gestanden wurde ich bisher noch nie außerhalb eines Turniers von einem Starter auf die Bahn geschickt. Die zwei Damen vor uns, die mehrmals betonten, dass sie ja sonst immer zu Fuß über den Platz gehen würden, waren diesmal mit einem Cart unterwegs. Sie sagten mir, dass Sie überlegt hatten, mich in ihrem Flight aufnehmen, aber um mein Verständnis baten, es nicht zu tun, weil ich zu Fuß ja viel langsamer wäre. Sie wussten halt nicht, dass sie es mit einem über den Golfplatz dauerlaufenden Weltrekordler zu tun hatten. Mir war es aber ganz recht so, denn ich wollte die Anlage für mich genießen, um Fotos und Eindrücke für diesen Bericht intensiver aufzunehmen. Mit Othmar, einem gut gelaunten und fröhlichen Südtiroler, hielten wir noch einen kurzen Schnack, bevor er mich pünktlich um 11:28 Uhr auf die Runde schickte. Warum es um diese Zeit einen Starter gibt, hat sich mir nicht wirklich erschlossen war aber sehr nett. Unabhängig davon, dass man noch ein nettes Pläuschchen halten kann, ist die Bahn 1 wirklich sehr gut einsehbar, so dass es eigentlich nicht zu Behinderungen oder verfrühten Abschlägen kommen dürfte.
Laut Scorecard sind die Bahnen insgesamt beim gelben Herrenabschlag ca. 5.017m und für die Damen beim roten Abschlag 4.532m lang. Das ist nicht besonders erwähnenswert. Beeindruckender ist die Tatsache, dass man auf der Anlage ca. 400 Höhenmeter bewältigen und dadurch gute 7,5km zurücklegen muss. Und diese Höhenmeter ziehen sich doch teilweise so sehr, dass ich mir zwischen der einen oder anderen Bahn doch ein Cart gewünscht hätte.
Man spielt wirklich in einem atemberaubenden Gelände. Die wunderschöne Landschaft begleitete uns über jede Bahn. Entweder mit Blick über die Seiser Alm oder aber auf den sehr dominanten Schlern. Wir hatten ständig das Gefühl, diese Umgebung immer wieder im Bild festhalten zu müssen. Es geht rauf und runter, teilweise über 30 Höhenmeter vom Abschlag bis zum Fairway (Bahn 15). Die Bahnen sind allgemein nicht sehr lang (gelb: 124 – 425m / rot: 104 – 396m), aber sie haben es von der Bahnarchitektur schon in sich. Die längste Bahn (Bahn 10) hat ein Dogleg, ist am Beginn etwas schmaler und verbreiterte sich zum Loch hin. Die kürzeste Bahn (Bahn 4) ist zwar kurz aber reizvoll und wird als eines der Signatureholes des Platzes bezeichnet. Man darf sich beim Abschlag nicht zu weit rechts halten, damit man nicht die Felswand trifft. Ein Missgeschick gelang mir an der Bahn 7. Ein über 262m bergauf zu spielendes Par 4-Loch. Bereits mit dem zweiten Schlag lag ich rechts neben der Fahne im relativ flachen Bunker. Mit meinem Sandwich bekam ich den Ball gut aus dem Sand über eine leichte Welle in Richtung Fahne. Leider hatte ich den Ball wegen der Welle nicht rollen sehen. Zufrieden harkte ich meine Fußspuren aus dem Sand und ging aufs Grün. Ups, der Ball war nicht sichtbar! Sollte ich tatsächlich eingelocht haben? Nö, der Ball lag leider nicht im Loch. Ich schaute mich etwas breitflächiger um und fand meinen Ball ca. 25m weiter unten auf dem Fairway. Der Ball ist ordentlich zurückgerollt. Das Gefälle war nicht nett zu mir.
Jede Bahn hat ihren eigenen Reiz, ob über Schluchten, um viele kleine Bunker, über mehrere Höhenmeter ins Tal oder bergauf, über Pferdeweiden oder an Kühen vorbei, jeder Schlag ist ein Vergnügen.
Insgesamt säumen 85 Bunker die Bahnen. Davon sind allein 9 auf der Bahn 16. Meistens sind sie recht flach und gut zu spielen.
Es wird konditionell einiges von einem abverlangt, wenn man ohne Cart unterwegs ist. Ich hatte das Glück, dass der Flight vor mir nicht der Schnellste war, so dass wir immer wieder mal eine kurze Pause einlegen konnte. Interessant zu erwähnen ist übrigens, dass die Carts an den meistens Bahnen nicht über die Fairways fahren durften. Entlang jeder Bahn war ein geteerter oder gespurter Weg, den die Fahrenden nutzen mussten, um das saftige Grün zu schonen. Apropos schonen: Der Platz ist in einem sehr gepflegten Zustand! Ob die Fairways oder die Grüns, es ist einfach schön, hier zu sein: Ankommen, abschlagen und genießen!
Ein besonderes Highlight, das auf den Bahnen verteilt zu finden ist, sind die kleinen Apfelstationen, an denen sich jeder Golfende bedienen darf. Das ist wirklich eine nette und liebevolle Idee. Irgendwie fühlt man sich hier rundum Willkommen.
Hat man zwischendurch zu viel getrunken oder zu viele Äpfel gegessen, stehen auf der Anlage einige WCs zur Verfügung. Aber Achtung, nicht alle Hütten sind ungefährlich. Manchmal kann ein Ball auch schon an der falschen Örtlichkeit einschlagen. Auch ist zu beachten, dass nicht jede Hütte auf dem Platz ein WC ist, auch wenn sie alle gleich aussehen. Denn manche Hütten sind einfach nur Schutzhütten. Diese sind auf der Scorecard bestens gekennzeichnet!
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Aussichten an der Bahn 12 und 14. Am Abschlag der Bahn 14 hat man den höchsten Punkt der Anlage erreicht. Von dort gibt es einen wunderbaren Rundumblick in die faszinierende Landschaft. In Erinnerung geblieben ist mir mein persönliches bestgespieltes Loch an Bahn 4. Diese Bahn, ein Par 3, verläuft über eine kleine Schlucht in die Tiefe. Diese quert man über eine rustikale Holzbrücke. Ich setzte den Ball direkt an die Fahne und lochte mit dem zweiten Schlag ein. Ein tolles Gefühl! Überhaupt war ich mit meiner 81er Runde sehr zufrieden. Auch die Grüns hatten es in sich und nicht jedes Break war einfach zu lesen.
Nach über 4 Stunden kamen wir mit tollen Eindrücken zurück in die Golfgastro “R19”. Neben zwei Radlern gab es leckere Südtiroler Schlutzkrapfen. Wow, die waren soooooo gut! Das war ein absolut geglückter Abschluss.
Ich habe neben Lana erst zwei Plätze in Südtirol gespielt, aber der Platz hier in St. Vigil ist mein absoluter Favorit und nur schwer zu toppen.
Das war ein fantastischer Tag auf einem tollen Golfplatz. An dieser Stelle danke ich natürlich auch meinem weiblichen Caddy (Caddyline) Alex, dass sie so motiviert meinen Trolley vor allem bergab bestens geführt und mich immer wieder mit Äpfeln versorgt hat. Das hat mal richtig Spaß gemacht!
Fazit:
Der sehr gepflegte Golfplatz liegt inmitten herrlicher Natur, eingerahmt in die atemberaubende Bergwelt der Dolomiten. Kleine Teiche, Schluchten, rauschende Bäche und kleine Wasserfälle machen das Golfen hier zu einem wunderschönen Erlebnis.
Die Fairways und Grüns sind in einem top Zustand und lassen dem ambitionierten Golfer keine Wünsche offen. Es ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art.
Empfehlen kann ich ein Cart, aber zu Fuß hat man mehr vom Platz. Gute Kondition sei vorausgesetzt.
Der Platz ist nicht einfach und für Anfänger ambitioniert, macht aber wahnsinnig viel Spaß! Ich komme auf alle Fälle wieder! Wenn Ihr also mal in der Nähe seid – kommt vorbei und genießt diesen Platz! Unbedingt spielen!
Servus – grüß Gott und bleibt fröhlich!
Euer Dirk
Anbei noch ein paar Impressionen:
Velten
Sehr interessanter Bericht!
Man ist mitten drin, fast schon dabei. Sicher ein Erlebnis!
dirk.beyer
Es freut mich, dass der Bericht so gut ankommt. Südtirol: Immer eine Reise wert, auch zum Golfen 🙂